APEX Connect 2017

APEX Connect 2017 - oder wie trotz toller Community eine Konferenz zugrunde geht



Auch in diesem Jahr war ich wieder bei der APEX Connect zu Gast, und muss sagen, dass es sich auch in diesem Jahr wieder gelohnt hat. Aber, und das finde ich durchaus besorgniserregend, nur sehr bedingt durch das Vortragsprogramm, sondern hauptsächlich durch die Keynotes, (natürlich) die Community und die neu eingeführten 1:1 Talks: Man konnte 30 Minuten einen der anwesenden Experten nur für sich buchen, dies war eine großartige Bereicherung. Vielen Dank dafür.

Zunächst möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich die umfangreiche Arbeit, die die Organisation einer solchen Konferenz mit sich bringt, sehr respektiere und auch keinerlei persönliche Probleme mit den verantwortlichen Leuten habe. Aber nach dieser Veranstaltung muss man hier definitiv lautstark Kritik äußern - wohlwissend, dass ich damit in der Community möglicherweise Schaden anrichte. Meine Intention mit diesem Blogpost ist es, eine Verbesserung für uns alle zu erreichen, damit wir es schaffen, die APEX-Community weiter zu vergrößern. Dies sollte für uns alle das Ziel sein, und das schaffen wir nur gemeinsam!

Zum einen ist es für mich in keinster Weise nachvollziehbar, warum sich die 45-minütigen Vorträge mehrfach unmittelbar aneinander angeschlossen haben. So waren beispielsweise am zweiten Veranstaltungstag die Slots für die Vorträge um 11:30 Uhr, 12:15 Uhr und 13:00 Uhr. Dies hatte zur Folge, dass bereits vor dem Ende eines Vortrags Leute in den Raum strömten, die den darauf folgenden Vortrag besuchen wollten. Aber es kam ebenfalls vor, dass ein Vortrag nach 45 Minuten noch nicht beendet war, so dass der folgende Vortrag bereits lief, als man den Raum wechseln musste. Dies hätte man organisatorisch definitiv anders lösen müssen.

Interessant ist im Zusammenhang mit dem Vortragsprogramm die Tatsache, dass die DOAG selbst auf der APEX Connect 2016 diverse Endanwender fast schon dazu gedrängt hat, Vorträge für 2017 einzureichen, da diese "in der Regel informativer für Besucher seien" (Zitat einer DOAG-Mitarbeiterin) - immerhin wollen diese den Zusehern nicht gleichzeitig auch ihre Dienstleistung verkaufen.

Beim großen Erfolg des CFP mit 155 eingereichten Vorträgen war die Erwartungshaltung nicht nur bei mir sehr hoch, da bei nur 60 angekündigten Plätzen nach Adam Riese 95 Vorträge auf der Strecke bleiben mussten. Erwarten würde man, dass die Qualität dadurch deutlich gestiegen sein müsste und nach den Bemühungen der DOAG im Jahr 2016 auch, dass hier Endanwender ein größeres Stück vom "Kuchen" erhalten würden.

Aber bereits mit der Veröffentlichung des Vortragsprogramms machte sich Ernüchterung breit. Bei der APEX Connect gab es (inklusiver kurzfristig ausgefallener Vorträge) tatsächlich 59 Vorträge, zuzüglich einem Sponsor Pitch, wo sich jeder der Sponsoren kurz vorstellen konnte (das waren damit wohl die angekündigten 60). Dazu 4 Key Notes, 4 Workshops, eine Diskussion und drei DOAG-Sessions, sowie die genannten 1:1-Talks am dritten Veranstaltungstag.

Beginnen wir einmal mit einer etwas weitergehenden Analyse: 2 der 59 Vorträge waren sogenannte Sponsored Sessions, wo die beiden Gold-Sponsoren face4code und virtual7 ihre Produkte vermarkten konnten. Aber kein Problem, da diese auch klar als "Sponsored" im Vortragsprogramm gekennzeichnet waren. Bleiben also noch 57 Vorträge übrig.

Dann ist natürlich vollkommen klar, dass ORACLE-Mitarbeiter sowie nationale und internationale Top-Leute (zum Beispiel: Marc Sewtz, Bryn Llewellyn, Joel Kallman, Chris Saxon, Jürgen Sieben, Carsten Czarski, Anthony Rayner, Dan McGhan, Roel Hartman, Peter Raganitsch) immer (mindestens) einen Vortrag bekommen. 21 weitere Vorträge waren damit vergeben, bleiben noch 36.

Von diesen 36 gingen dann genau die Hälfte, also 18 Stück, an Platin- und Gold-Sponsoren, namentlich: MT-AG (10), Apps Associates (2), Deutsche Bahn (1), Opitz Consulting (1), its-people (2), viscosity (2). Ganze 18 Vorträge bleiben also noch für "Normalsterbliche" übrig - Freelancer und Endanwender zusammengerechnet.

Wenn man sich die Verteilung der Verträge ansieht, stolpert man sofort über die unverhältnismäßig hohe Anzahl von Vorträgen von Mitarbeitern der MT-AG - also genau dem Unternehmen, für das der Konferenzleiter (der übrigens selbst dieses Mal keinen Vortrag gehalten hat), tätig ist. Ein Schelm, wer etwas Böses dabei denkt. Wobei mir dann auch zumindest der Vortrag über node.js mehr als nur bekannt vorkam - der wurde wohl in nahezu unveränderter Form bereits präsentiert. Aber ich muss zugeben, auch nicht alle Vorträge gesehen zu haben, daher möchte ich mich an dieser Stelle mit Aussagen zur Vortragsqualität zurückhalten.


Im Zusammenhang mit den Eintrittspreisen für die APEX Connect 2017 gab es folgende Tweets von Denes Kubicek und Jürgen Schuster:



Beide blieben der Konferenz fern, und damit waren sie bei weitem nicht die Einzigen. Verdoppelte Eintrittspreise für "Nicht-Endkunden" wirken definitiv abschreckend, dies bestätigten mir mehrere Personen auf der Konferenz. Zuzüglich Kosten für Anreise und Unterkunft sowie Verdienstausfall kostete einen Freelancer die Teilnahme an der APEX Connect 2017 somit zwischen 2000 und 3000 Euro!

Bemerkenswert ist, dass die Aussteller (und damit Sponsoren) für ihre Mitarbeiter teilweise ebenfalls den vergünstigten Eintrittspreis erhielten. Natürlich neben den Speakern, die automatisch freien Eintritt hatten. Auch wenn die Konferenzleitung dieses Mal darauf verzichtete, auf der Konferenz die Teilnehmerzahl zu nennen, sprachen die halbleeren Vortragsräume in meinen Augen Bände. Aus meiner persönlichen Beobachtung muss ich schließen, dass dieses Jahr deutlich weniger Teilnehmer dabei waren als 2016. Und das schlimme daran ist: Dies muss zum Teil gewollt sein!


Hier liegt ein ganz klarer Interessenkonflikt bei Teilen der Konferenzorganisation vor. Für mich lässt das Ganze nämlich nur einen Schluss zu: Die Sponsoren der Konferenz wollen sich somit der (finanziell zum Teil deutlich günstigeren) Konkurrenz der Freelancer entledigen, um so mehr Projekte der anwesenden Endanwender abgreifen zu können.

Und wenn eine Veranstaltung, die neben der Weiterbildung von APEX-Anwendern und -Interessierten der Stärkung des Community-Gedanken dienen sollte, zu einem Großteil von den kommerziellen Interessen einzelner Firmen gesteuert wird, sollte jeder, der sich der DOAG und damit der Community verbunden fühlt, sich Gedanken machen, ob das für ihn noch in die richtige Richtung geht.

Für mich lautet die Antwort ganz klar: Nein!
 
Ich bedanke mich für das Lesen meines Blogpostes, Anmerkungen und Feedback sind erwünscht. Am besten per Email an: apexconnect@web.de

Kommentare

  1. Lieber anonymer Blogger, da ich explizit in dem Blog genannt wurde, sehe ich mich etwas verpflichtet, darauf zu reagieren ;-)

    Ich finde Deinen Blog und die Analyse hervorragend, aber gleichzeitig erschreckend, dass Du Dich genötigt siehst, dies anonym posten zu müssen. Auch mein "offensiver" Tweet im Vorfeld erhielt nur ganz wenige Likes, obwohl ich von vielen gehört habe, dass sie das genau so sehen. Das zeigt mir, dass wir in einer Zeit / Community leben, wo man wieder "Angst" haben muss, die Wahrheit zu sagen - aus welchen Gründen auch immer. Man stößt allerhöchstens auf verlegenes Schweigen.

    Mit dieser Community kann ich mich nicht identifizieren, vor allem wenn man bedenkt, dass Joel von 2 Jahren auf der Kscope seinen Job aufs Spiel gesetzt hat (und das hat er mir schon ein halbes Jahr zuvor angekündigt, dass dies sein Aus bei Oracle sein kann), als er Oracle und selbst Larry angegriffen hat und den legendären Hashtag #LetsWreckThisTogether ins Leben gerufen hat. Das ist der Spirit, den ich bei den APEX Developers sehe, die trotz allem Belächeln, Falschaussagen und Anfeindungen ihrem Weg treu geblieben sind. Jetzt müsste man - zumindest hier in der DOAG - Community wohl eher #LetsHideUsTogether als Hashtag einführen ;-)

    Der Grund, warum in nicht zur Connect gekommen bin ist vielschichtig, wobei jede Schicht für mich persönlich bereits das Aus bedeutet hat.

    Zunächst fand' ich das Totschweigen unmöglich, dass trotz Ankündigung von München als nächsten Austragungsort man sich ohne weitere Erklärung sich wieder für - das für mich hässliche - Berlin und das absurde Pink-Hotel entschieden hat. Ich möchte an der Stelle explizit betonen, dass sich Nils und Carsten wirklich bemüht haben, in München etwas zu finden, aber das dann einfach tot zu schweigen, ist für mich als Kunde ein No Go! Zumindest hätte ich erwartet, dass man sich wenigstens die Mühe macht, eine andere Location zu finden, so hat man sich dann bequem für eine Kopie entschieden, was für mich auch nicht dem Spirit der APEX Community entspricht. Wenn man sich mal ansieht, wieviel Mühe sich die ODTUG'ler mit der Kscope jedes Jahr machen, sieht man, was es heißt, mit Leidenschaft alles zu versuchen, um eine Konferenz einmalig zu machen. Das war für mich schon das erste Aus und ich wollte das nicht noch mit meinem Geld und meiner Anwesenheit unterstützen und damit implizit für Gut heißen.

    Erst viel später habe ich dann mitbekommen, dass man "heimlich" die Preise - für jeden der den Application Builder öffnen kann - verdoppelt hat! Und das nach dem Argument, wir konnten uns München nicht leisten, weil es zu teuer war! Ich hab mit bekommen, dass die DOAG zum aller ersten Mal bei einer Konferenz, die zum ersten Mal statt fand, schwarze Zahlen geschrieben hat. Also das Ziel war ganz klar, nicht das Geld einzusetzen, um für die APEX Community die beste Experience in München oder Hamburg oder irgend einer anderen schönen Stadt durchzuführen, sondern die APEX Community abzuzocken, um mit dem Gewinn dann andere nicht so populäre Meetings zu finanzieren. Da der Head of DOAG Development einen großen ADF Shop hat, mag sich jeder selbst ausrechnen, wofür das viele extra Geld geplant ist. Ebenso war es nicht mehr möglich Tagestickets zu kaufen!

    Ich fühlte mich schlicht abgezockt und die einzige sinnvolle Reaktion meinerseits konnte nur sein, diese Konferenz nicht mehr zu besuchen und aus der DOAG auszutreten. Ich möchte nicht auf der Mitgliedsliste solch einer Non-Profit Organisation stehen, die sich - dann auch in meinem Namen - so verhält. Ich werde in Zukunft schlicht versuchen der DOAG so wenig Geld und Präsenz wie möglich zu geben und spare mir die daraus gewonnene Zeit und das Geld und flieg jedes Jahr zur Kscope. Die wissen auf jeden Fall, wie man eine Konferenz aufzieht, so dass die Teilnehmer jedes Jahr mit Begeisterung teilnehmen... ;-)

    Jürgen

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